WIRO muss auf der Mittelmole mit Gegenwind rechnen


07. Januar 2014

Die vorbereitenden Arbeiten für das Verfüllen der einstigen Fährtaschen auf der Warnemünder Mittelmole sollen noch in dieser Woche beginnen.  Die WIRO als Grundstückseigentümerin begründet die Maßnahme mit der nicht mehr gegebenen Standsicherheit im östlichen Bereich der Fährbecken.

Viele Warnemünder stehen den eilig vorangetrieben Baumaßnahmen an den Überresten der ersten europäischen Eisenbahnfährverbindung zwischen Berlin und Kopenhagen skeptisch gegenüber. Der Warnemünder Bauausschuss sieht in der Schaffung neuen tragfähigen Baugrundes sogar eine unzulässige Vorwegnahme in Bezug auf den noch nicht bestehenden B-Plan für das Areal. Eine Anzeige beim städtischen Bauamt liegt bereits vor. Architekt Enno Zeug erklärt dazu: „Keiner hat etwas gegen Sicherungsmaßnahmen, aber hier sieht es nach einer einfachen Art der Landgewinnung aus. Klar ist, dass für die Mittelmole bisher weder Planungs- noch Baurecht  vorliegt. Das ist so nicht akzeptabel.“ Denkbar wäre nach seiner Meinung auch die Einbettung des technischen Denkmals, als einen Teil der örtlichen Identität, in die künftige Bebauung des Warnemünder Filetstücks. „Ist die Kuh erst ins Eis gefallen, kann man später keinen Reparaturtrupp losschicken, um die Seele des Ortes zu retten.“ Die Stärkung der historischen Achsen Am Strom und Bahnhofsbrücke dürfte sicherlich auch zukünftig eine wesentliche Funktion bei der Entwicklung Warnemündes einnehmen.

Aber auch andere Themen beunruhigen die Warnemünder im Zusammenhang mit dem neuen Ortsbild. Nach dem Wunsch des Rostocker Oberbürgermeisters Roland Methling soll in Verlängerung der Bahnhofsbrücke am Ostufer der Mittelmole eine riesige Hochbebauung als so genannte Landmarke entstehen. Das Gebäude soll seiner Vision zufolge mindestens so hoch sein, wie das Hotel Neptun. Jürgen Brandt aus Hohe Düne gründete daraufhin eine Initiative gegen eine Landmarke. „260 Unterschriften haben wir nur innerhalb eines Monats gegen das Bauvorhaben gesammelt“, so Brandt. Die Unterschriftenlisten lagen in den Warnemünder Apotheken und im Heimatmuseum aus und wurden schließlich an den Warnemünder Ortsbeirat übergeben. „Die geplante Hochbebauung auf der Mittelmole zerstört den besonderen Charme des einstigen Fischerdorfes an der Warnowmündung“ argumentieren die Landmarken-Gegner.  „Den meisten Warnemündern und auch ihren Gästen dürfte nicht ansatzweise klar sein, wie sich die Dimensionen auf der Mittelmole künftig auf das gesamte Ortsbild auswirken“, ist sich auch Enno Zeug sicher, „von einem positiven touristischen Alleinstellungsmerkmal ganz zu schweigen“.

Architekt Enno Zeug ist nicht per se gegen eine Landmarke auf der Mittelmole – nur ist seiner Meinung nach der Standort entscheidend. In seinen Planungen könnte eine Hochbebauung als „Warnemünder Strudel“ weiter südlich auf dem Werftgelände entstehen. Das etwa 90 Meter hohe Gebäude soll die Dynamik des Wirtschaftsbereichs Warnemünde widerspiegeln und gehört deshalb auch an einen Wirtschaftsstandort. Auch Landmarken-Gegner Jürgen Brandt könnte sich mit dieser Alternative anfreunden: „Auch dieser Hochbau verändert die Silhouette Warnemündes, der Standort ist aber deutlich besser gewählt.“       

Letztlich scheint die Suche nach dem Standort für ein Hochhaus und den Landessportbund ja auch noch nicht abgeschlossen zu sein – wieso also die Eile, zu Lasten der örtlichen Geschichte Land zu gewinnen!


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marlis weber - 14.01.2014 um 10:32 Uhr
her kunze hat völlig recht, was den bahnhofstunnel angeht. ausserdem
halte ich die hochbebauung der mittelmole für ganz groben unfug. sie
"versaut" das ortsbild des schönen warnemünde.
Dieter Kunze - 11.01.2014 um 07:50 Uhr
Viel wichtiger wäre es, den Bahnhofstunnel zu schließen und für einen ordentlichen Zugang zur Stadt für die Kreuzfahrtgäste zu sorgen. Die jetzige Situation ist mehr als beschämend.
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