Jugendschiff "Likedeeler" nach Warnemünde verholt


05. September 2017

Akribisch und mit zeitlichem Vorlauf haben sich Schlepper-Kapitän Siegfried Kempe und seine Crew von der Bugsier 16 auf das für heute angesetzte Verholen der Likedeeler nach Warnemünde vorbereitet. Der ehemalige Frachter liegt seit 1988 in Schmarl-Dorf. Nach fast 30 Jahren steht dem heutigen Jugendschiff eine Verjüngungskur zu. Das sieht auch die Rostocker Stadtverwaltung so. Sie möchte das Maritime Erbe erhalten und beauftragte dafür Andreas Hallier vom Ingenieurbüro Hallier Marine Projects mit der Projektleitung. Er betreut für Rostock den größten Teil des Maritimen Erbe. Sowohl die Bugsier-Reederei, als auch Baltic Taucher und MV Werften unterstützen das Vorhaben als Sponsoren. Geplant ist für die Likedeeler ein vier bis sechswöchiger Werftaufenthalt, bei dem das Schiff mit Ultraschall auf Herz und Nieren geprüft wird. Nach Entfernen des Bewuchses lässt sich dann einschätzen, wo welches Blech in welcher Stärke neu verschweißt werden muss.  

Damit beim Verholen von Schmarl nach Warnemünde auch wirklich alles reibungslos verläuft, hatte Siegfried Kempe zuvor ein 13-seitiges Handbuch erarbeitet, das alle Beteiligten Helfer – neben Bugsier 16 waren noch der kleinere Arbeitsschiffe dabei – im Vorfeld der Aktion zugeschickt bekamen. Tagesgeschäft für „Siggi“ Kempe und jeder weiß, was er zu tun hat.

„Für unsere Generation ist das heute eine zeitgeschichtlich einmalige Begebenheit, denn nach ihrem Werftaufenthalt wird die Likedeeler wahrscheinlich für weitere 40 Jahre vertäut in Schmarl liegen“, vermutet der Schiffsführer, der als Praktiker auch Vorlesungen an der Hochschule Wismar, Fachbereich Schiffsführung, hält. 1971 begann er seine berufliche Laufbahn als Matrose der Deutschen Seerederei auf der MS Georg Büchner und hat somit nach eigener Aussage noch die angenehmen Seiten der Seefahrt erlebt.  

Für den erfahrenen Kapitän war schon im Vorfeld klar, dass das Verbringen der Likedeeler ins Warnowfahrwasser der schwierigste Teil der Mission sein würde: „Sie liegt dort seit fast 30 Jahren und wir wussten nicht, wie sie sich verhält. Das Schiff hätte auf Grund laufen oder wir hätten die Anlagen beschädigen können.“ Glücklicherweise passierte nichts dergleichen und das „tote Schiff“ wurde über Heck zum Dock nach Warnemünde geschleppt. Der Schleppverband hatte eine Gesamtlänge von 180 Metern – gemessen vom Bug der Bugsier 16 bis zum Heck des hinteren Arbeitsschiffes Blacky. Das Einschwimmen im Dock war zwar tricky, verlief aber ebenfalls ohne Probleme. Schwierigkeit hier: Das Schiff musste gerade einfahren und genau über den Pallungen – das sind Stützen, die das Schiff, wenn es auf dem Trockenen liegt, halten – festgemacht werden. Knapp vier Stunden dauerte der Einsatz insgesamt und gegen 10.00 Uhr, liegt die Likedeeler schließlich im Dock: Mission complete. „Dank guter Planung und hervorragender Seeleute hat alles reibungslos geklappt“, lobt Kempe den Einsatz aller Beteiligten.

Die Mission „Likedeeler“ an Bord des Schleppers Bugsier 16 zu erleben, ist höchstspannend. Sie ist sogar so spannend, dass sich ein Filmteam der Vineta Film Berlin um den preisgekrönten Regisseur Volker Koepp für heute einen Platz sicherte. Sequenzen der Likedeeler-Verholung werden in seinem Ostsee-Dokumentarfilm „Seestücke“ zu sehen sein.    

1962 wurde die Likedeeler auf der Rostocker Neptunwerft als MS Condor gebaut. Es handelt sich um einen Frachter der DDR-Framo-Klasse. Seit 1988 ist sie in Rostocks Nordwesten zu finden. Als Immer Bereit diente sie zunächst als Freizeitzentrum und Pionierschiff. Nach der Umbenennung in MS Likedeeler übernahm 1993 der inzwischen gegründete Förderverein die freie Trägerschaft. An Bord verleben Schüler und Jugendliche interessante Freizeit in Arbeitsgemeinschaften und Projekttagen. Das Schiff ist außerdem eine beliebte Unterkunft für Klassenfahrten und Schüler aus allen Bundesländern.


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