Gravierende Einschränkungen für den Segelsport


16. November 2015

Der Leiter der Sportschule Mittelmole, Jörn Etzold, und Stadt-Jugendtrainer Uwe Ochmann staunten nicht schlecht, als nach dem letzten Regattawochenende, Anfang November, die hölzernen Festmacherpoller am Alten Strom der Kettensäge zum Opfer fielen. Hier heißt es nämlich ab sofort: Anlegen verboten! Auch die benachbarte Plattform darf nicht mehr betreten werden und um das Verbot zu untermauern wurde hier mittlerweile ein stabiler Absperrzaun installiert. Ein Schildbürgerstreich?

Schon vor zwei Jahren hatte die Stadt Rostock als Grundstückseigentümerin ein Gutachten vorgelegt, wonach die Brücke dringend sanierungsbedürftig und nur noch eingeschränkt nutzbar ist. Daraufhin wurde kurzfristig und für viel Geld ausgebessert. Auch neue Holzpfähle wurden noch 2013 in den sandigen Grund getrieben. Schon seinerzeit hieß es aber, dass nach zwei Jahren ein neues Gutachten in Auftrag gegeben würde und die Bewertung fiel jetzt deutlich drastischer aus: „Die Brücke wird zum Saisonende gesperrt, eine Reparatur ist nicht mehr möglich.“ Und damit auch wirklich niemand mehr anlegen kann wurde diese Aussage kurzerhand durch das Absägen der Poller manifestiert.

Wie es jetzt weitergehen soll, ist unklar. Die veranschlagten knapp 3 Millionen Euro für einen Neubau kann die Stadt Rostock derzeit nicht aufbringen. Auch die erhofften Gelder vom Innen- und Sportministerium bleiben aus. „Wir sind als Stadt sehr enttäuscht! Der Oberbürgermeister hat sich sogar persönlich an den Innenminister Lorenz Caffier gewandt und angefragt, ob eine Unterstützung möglich sei. Der Minister hat auch persönlich geantwortet und eine Förderung durch das Land definitiv ausgeschlossen“, sagt Bausenator Holger Matthäus, der das Land und insbesondere den Sportbereich in der Pflicht sieht. Der Sportminister ist in Personalunion allerdings auch der Innenminister, und der wiederum prüft den Stadthaushalt in Zeiten der Haushaltssicherung regelmäßig auf freiwillige Ausgaben und streicht diese nur allzu oft arg zusammen.

Enttäuschung natürlich auch in der Sportschule Yachthafen Mittelmole. Warnemünde bleibt zwar auch weiterhin Bundesnachwuchsstützpunkt für den Deutschen Segler-Verband und Landesleistungszentrum für den Segler-Verband Mecklenburg-Vorpommern, aber der Rostocker Segelsport wird stark eingeschränkt. „Leidtragende sind vor allem die Vereine. Wir haben jetzt alle informiert, denn ab der kommenden Saison werden hier nur noch Regatten mit kleineren Teilnehmerzahlen veranstaltet werden können. Wie wir mit den teilnehmerstarken Feldern bei der Warnemünder Woche umgehen, ist noch unklar“, sagt Jörn Etzold. Die für 2016 geplante IDM der olympischen Bootsklasse Laser wurde vorsorglich schon zurückgegeben, die wird jetzt in Wismar ausgetragen. „Es ist traurig, dass die Hansestadt Rostock allein dem Land den ‚Schwarzen Peter‘ zuschieben will. Wir haben schon im Frühjahr Gespräche zwischen Stadt, Land und der WIRO angeboten, denn nur gemeinsam kann eine Lösung gefunden werden. Im Übrigen wollte die Stadt die kompletten Sanierungskosten vom Land, dies ist alleine von der Höhe her schon utopisch“.

Für einen Standort, der sich noch vor wenigen Monaten um die Austragung der olympischen Segelwettbewerbe bewerben wollte, ist diese Situation einfach nicht tragbar. Eine kurzfristige Lösung für das kommende Jahr ist allerdings nicht in Aussicht, denn die Stadtkasse ist leerer denn je. Der Segelstandort Warnemünde muss sich jetzt in die Reihe anderer wichtiger Maßnahmen, wie Schulen, Kitas, Straßen etc. einreihen. „Wir haben als Stadt momentan keine andere Möglichkeit als abzuwarten und mit den betroffenen Sportverbänden und Segelvereinen beim Land Solidarität einzufordern. 3 Millionen Euro sind im Haushalt der Hansestadt derzeit nicht abbildbar und im Übrigen fehlen uns auch zur Fortführung der Seestraße noch 1,2 Millionen Euro“, argumentiert Matthäus. 


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